Johanniskrautöl – der Alleskönner

Als ich mit meinem Mann meinen ersten gemeinsamen Urlaub in den Bergen in Südtirol verbrachte, kaufte ich ein Buch über ausgewählte Kräuter und mit Rezepturen. Seither ist meine Leidenschaft für Pflanzen- und Aroma-Therapie stetig gewachsen und ist heute mein liebstes Hobby. Damals aber war ich Anfängerin und daher lag nichts näher, als das einfachste der Rezepte aus dem Buch auszuprobieren: Das Ansetzen von Johanniskrautöl!

So einfach das Rezept ist: Johanniskraut ist ein wahrer Alleskönner. Es wirkt auf das zentrale Nervensystem und damit auf den ganzen Körper positiv. Bekannt ist Johanniskraut auch als pflanzliches Medikament gegen Depressionen, denn es hellt die Stimmung auf – es gibt Dragees, Kapseln, Globuli und natürlich kann man es als Tee genießen.

In meinem Buch gab es ein Rezept zum Ansetzen von Johanniskrautöl. Ich habe es damals ausprobiert und seitdem setze ich es jedes Jahr wieder an – ich möchte es nicht mehr missen. Es ist mir ein wertvolles Basisöl geworden für Mischungen ergänzt mit ätherischen Ölen für verschiedene Anwendungen. Das Öl ist auch bekannt als Rotöl, denn es bekommt eine wunderbare rote Farbe.

Das Rezept:

  1. Johanniskraut sammeln – man findet es an Feldern, auf Wiesen und am Waldrand im Sommer. Am 24. Juni ist Johannistag. An diesem Tag soll das Kraut auch die höchste Wirkkraft haben. Ich bin aber sicher, dass das Datum je nach Region und Höhenlage variiert… Ich sammele Kräuter am liebsten am späten Vormittag, wenn alle Wirkstoffe in der Pflanze sind, aber die Sonne noch nicht so herunterbrennt.
  2. Vom Johanniskraut kleine Insekten abschütteln oder das Sammelgut an einem trockenen Platz kurz liegen lassen, dass Tiere herauskrabbeln können.
  3. Dann das Kraut in ein Schraubglas geben und mit Speiseöl auffüllen, so dass das Kraut bedeckt ist. Ich verwende nur die oberen Teile mit den Blüten und drücke das Kraut im Glas leicht fest. Als Öl nehme ich kaltgepresstes Bio-Olivenöl. Damit wird das Ergebnis zwar nicht ganz so feuerrot wie mit Sonnenblumenöl, aber ich mag Olivenöl lieber auf der Haut, da es schneller einzieht.
  4. Das Glas wird anschließend verschraubt und das Öl lässt man so an einem warmen, sonnigen Ort 6 Wochen lang ziehen. Zwischendurch immer wieder prüfen, ob nicht doch noch Kraut aus dem Öl schaut und schimmelt, denn Schimmel soll natürlich unbedingt vermieden werden.
  5. Nach den 6 Wochen wird das Öl über einen Filter abgeseiht und in dunklen Flaschen verschlossen aufbewahrt. So hält es bei mir immer gut für ein Jahr.

Das Öl hat einen blumigen, angenehmen Duft, der durchaus auch dazu beiträgt, dass es die Stimmung hebt. Durch den Kaltauszug werden die Wirkstoffe der Pflanze an das Öl abgegeben. Johanniskraut und also auch das Öl enthalten Hyperforin und Hyperizin.

Beide Stoffe sollen für die stimmungsaufhellende Wirkung sorgen, sie wirken aber auch entzündungshemmend, antibakteriell und wundheilend. Sogar auf offene Wunden darf das Öl aufgetragen werden, da es desinfizierende Eigenschaften hat, ohne jedoch zu „brennen“. Damit eignet sich das Öl hervorragend bei Hautverletzungen oder nach einem Sonnenbrand. Vor dem Sonnenbad sollte das Öl jedoch nicht genutzt werden, denn es erhöht die Lichtempfindlichkeit der Haut.
Auch Brandverletzungen heilt das Öl. Jedoch sollte es erst aufgetragen werden, wenn die Haut bereits wieder abgekühlt und der brennende Schmerz abgeklungen ist – vorher bleibt die Hitze der Verbrennung sonst unter dem fetten Öl „gefangen“.

Es lindert den Juckreiz, z.B. bei Schuppenflechte, Ausschlag oder Neurodermitis. Da es auch bei innerer Anwendung nicht schadet, kann es auch bei Tieren gut zur Wundheilung und bei Verletzungen angewendet werden, damit der Juckreiz während der Heilung gemildert wird.

Auch für die Babymassage eignet sich das Öl, da es die Haut nicht reizt, sondern pflegt und keine Wirkstoffe enthält, die im Verdacht stehen, Allergien oder Unverträglichkeiten zu verursachen. Daher ist in vielen Salben und Cremes gegen Neurodermitis bei Säuglingen und Kleinkindern Johanniskraut enthalten.

Eine besondere Eigenschaft des Öls ist seine ausgezeichnete Wirkung bei der Behandlung von Narben: Das Narbengewebe entspannt sich und die Haut wird wieder wunderbar weich. So haben wir die Operationsnarben unserer Hündin sehr erfolgreich behandeln können – sie sind unfühlbar weich und mittlerweile unsichtbar, denn Fell wächst auch wieder.

Der lateinische Name der Pflanze lautet Hypericum perforatum – unter dem Namen Hypericum sind Globuli erhältlich. Perforiert ist die Blüte zwar nicht, aber gesprenkelt: beim genauen Hinsehen erkennt man winzige rote Pünktchen in den Blütenblättern. Sie geben dem Öl seine charakteristische rote Farbe und helfen auch dabei, das Kraut zu identifizieren: zerreibt man die Blüten mit den Fingern, färben sie auch die Haut leicht rot.

Johanniskraut enthält zahlreiche Polyphenole – das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die die Gesamtwirkung der Pflanze ausmachen. Ihnen wird eine Vielzahl gesundheitsfördernder Wirkungen zugesprochen, die durch Studien bereits belegt sind. Sie sorgen für das weite Wirkspektrum des Johanniskrautöls:

Über die Wundheilung hinaus wirkt auch das Öl über die Haut aufgenommen stimmungsaufhellend und hat eine entspannende Wirkung auf das Nervensystem. Damit eignet es sich hervorragend als Massageöl bei…

  • Verkrampfungen, An- und Verspannungen (das gilt auch für die inneren Organe, z.B. bei Bauchschmerzen, zur Entspannung von Darm, Magen und Leber – es wirkt auch bei bettnässenden Kindern sehr gut, bei Anspannungszuständen vor Prüfungen oder beängstigenden Situationen, etc.)
  • Muskel-, Gelenk- und vor allem Nervenschmerzen sowie bei
  • Prellungen, Quetschungen oder stumpfen Verletzungen, da es den Schmerz lindert
  • der Geburtsvorbereitung und als Vorbeugung gegen Schwangerschaftsstreifen, da es die Haut geschmeidig hält

Bei speziellen Anwendungen kann man dem Johanniskrautöl weitere ätherische Öle beigeben, die die Wirkung ergänzen können. Wunderbare Mischungen ergeben sich z.B. aus der Zugabe von ätherischem Lavendelöl (ausgleichend, entspannend, beruhigend), Ingweröl (wärmend), Rosmarinöl (schmerzstillend, durchblutungsfördernd) oder Eukalyptusöl (entkrampfend).

Ja, ich schwärme sehr, denn das Johanniskrautöl ist mein ständiger Begleiter und so mancher meiner Bekannten schmunzelt schon, weil ich es immer als Erstmittel bei allen möglichen emotionalen, seelischen oder körperlichen Beschwerden nenne. Doch ich möchte meinen Blog nicht weiter überfrachten, denn im Internet finden sich zahlreiche Seiten, die ausführlich über dieses wunderbare Kraut berichten.

Nur eines ist noch als wichtiger Hinweis aufzuführen:

Nebenwirkungen

sind zwar keine bekannt, jedoch habe ich schon auf die erhöhte Lichtempfindlichkeit hingewiesen: Johanniskrautöl sollte nicht vor dem Sonnenbad aufgetragen werden. Ferner ist bekannt, das die innere Anwendung von Johanniskraut die Wirkung von blutverdünnenden, blutdrucksenkenden oder das Immunsystem unterdrückenden Medikamenten sowie von Verhütungsmitteln beeinflussen kann. Eine solche Wirkung ist bisher nur bei Einnahme von Johanniskraut über einen längeren Zeitraum und in höherer Dosierung bekannt. Und auch wenn das Öl innerlich eingenommen werden kann, nutze ich es tatsächlich nur für die äußere Anwendung. Dass es zu derartigen Wechselwirkungen bei äußerer Anwendung des Ölauszugs kommt, ist mir bisher nicht bekannt, ich möchte aber dennoch vorsichtshalber darauf hinweisen – womöglich auch einfach nur, weil es die hohe Wirksamkeit von Kraut und Öl nur bestätigt 🙂